Erst letzte Woche warnte der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Bekele
Geleta davor, dass die stetig wachsende Arbeitslosigkeit und Armut in einigen
Ländern Europas zu Unruhen führen und in einem plötzlichen Aufstand der Massen
enden können, falls keine entsprechende
Maßnahme getroffen wird, sie zu lösen.
Zu den gleichen Themen äußerte sich auch Deutschlands
Finanzminister Wolfgang Schäuble. „Wenn wir die Arbeitslosigkeit nicht effektiv
eindämmen, stehen wir letztendlich der
Auflösung Europas gegenüber'' erklärte er.
Kurz vor diesen Äußerungen erlebte Schweden, eines der stabilsten und
wirtschaftlich gesündesten Staaten Europas, den Ausbruch eines massiven Aufstandes
in der Hauptstadt Stockholm. Interessanterweise gilt die schwedische Hauptstadt
Stockholm als eine der wirtschaftlich wohlhabenden Städte Europas. Noch nie hat
Schweden Unruhen dieses Ausmaßes erlebt. Diese Aufstände haben ein
bezeichnendes Schlaglicht auf die Wahrheit geworfen: die Seifenblase des „Wohlstands
- Europas“ ist im Laufe der Jahre zerplatzt.
Wegen steigenden Schuldenbergen stehen
die meisten Länder Europas einem bedeutenden Abbau ihres BIP
(Bruttoinlandsproduktes) gegenüber. Dennoch ist es Schweden gelungen, ein
gesundes Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten.
So gilt Schweden heute finanziell stärker als Deutschland und
Frankreich.
Dass in Schweden Unruhen stattfanden, obwohl es wirtschaftlich sehr
gesund ist, finden viele verwirrend. Es ist die Auswirkung der Rezession, die
Veränderung der Umstände in den letzten Jahren, dass trotz Wohlstand Unruhen in
Schweden stattfanden. Stockholm und die angrenzenden Gebiete haben einen
enormen Zustrom von Migranten erlebt. Mit Träumen von einer besseren Zukunft im Herzen strömten diese Menschen in das Land, auf der Suche nach Arbeit.
Aber sie sind von der Verwirklichung dieser Hoffnungen immer noch weit
entfernt. Arbeitsmöglichkeiten haben sich bedrohlich reduziert und selbst den gut
ausgebildeten Jugendlichen gelingt es nur schwer, Arbeitplätze zu finden.
Ganz Europa erlebt etwas Ähnliches.
Die höchste Jugendarbeitslosigkeit in Europa wird in Griechenland
beobachtet, wo die Zahlen auf 64,2% hochschnellen. In einigen Gebieten Griechenlands werden sogar 75% erreicht.
Spaniens Jugendarbeitslosigkeit klettert
auf 56,4%. Eine atemberaubende Realität! Mit 42,5% ist Portugal kurz dahinter.
Zur gleichen Zeit erleben andere EU-Mitgliedsstaaten, Zypern, Lettland,
Irland, Litauen und Estland auch eine zunehmende Arbeitslosigkeit.
In der EU laufen ein Drittel der Jugendlichen
im Alter zwischen 15 und 24 Gefahr, unter der Armutsgrenze zu leben.
Zusätzlich haben in den letzten zwei Jahren die örtlichen
Selbstverwaltungsorgane ihre Kosten für das Sozialwesen drastisch eingeschränkt, einschließlich Hilfe und Zuschüsse für Erziehungs- und Ausbildungswesen.
Die Enttäuschung und Niedergeschlagenheit der Jugend äußert sich in der Form des Aufstands von Stockholm.
Ähnliches erlebte Groβbritannien 2011. Fünf lange
Tage stand London in Flammen. Gewalt und Unruhen verbreiteten sich schnell in
angrenzenden Vierteln und Städten. Geschäfte wurden geplündert und die Polizei wirkte
hilflos. Später erkannte man, dass auch diese Unruhen ihre Wurzeln in den
wirtschaftlichen Problemen, der wachsenden Arbeitslosigkeit, der Armut, dem Zustrom
von Migranten und der immer größer werdenden Kluft zwischen arm und reich
hatten.
Die Stockholmer Unruhen unterstreichen nicht nur die Tatsache, dass sich die Umstände in Europa
seit 2011 nicht verbessert haben, sondern weisen auch auf die Möglichkeit eines
Untergangs der Eurozone hin und schließlich eines Zerfalls Europas. Das Bild
des Abbaus der Rezession und der Erholung der Wirtschaft, das im Moment
vermittelt wird, ist von der Wahrheit weit entfernt.
Um die Staatskassen zu entlasten, wird in den meisten Ländern strenge
Sparpolitik betrieben. Die
Hilflosigkeit nimmt zu. Zu viele Menschen verlieren ihre Arbeit. Diese erdrückende Last macht es den Familien schwer,
ihren Lebensunterhalt und sonstige Ausgaben zu bestreiten. Dies, verbunden mit einer erheblichen Kürzung und Zurücknahme von
Subventionen und staatlicher Förderung haben die öffentliche Unzufriedenheit
überall in Europa angeheizt.
Länder wie Griechenland, Portugal, Italien, Irland und Spanien haben
diese Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Kürzungen der Sozialausgaben deutlich
erfahren müssen. Wir nehmen zur Kenntnis, dass diese Unzufriedenheit in einem
wirtschaftlich stabilen Land wie Deutschland auch zu spüren ist.
Im Jahre 2011 verschlangen die Flammen der Revolte die arabischen Länder
und zeitgleich erschütterte die "Occupy" Bewegung die Straßen in den
USA und Europa. Massenweise protestierten Menschen gegen westliche Regierungen,
die damit beschäftigt waren, nur die Interessen der kapitalistischen
Geschäftswelt zu unterstützen. Viele Großstädte dieser Welt mussten diese
Bewegung miterleben.
Seit einem Jahr etwa braut sich nun in Europa eine ähnliche Bewegung zusammen,
„Blockupy“.
Die Situation erscheint höchst widersinnig, denn die europäischen Länder,
die durch ihre kapitalistische Politik begünstigt, im Wohlstand gelebt haben,
müssen jetzt einen Aufstand genau gegen diese Politik erleben.
Es ist wichtig, festzuhalten,
dass Europa und sogar das
wirtschaftlich stabile Deutschland das Ursprungsland dieser Aufwiegelungen ist.
Diese Demonstrationen sind hauptsächlich gegen die von der Europäischen
Union, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds über
verschiedene europäische Regierungen verhängten Sparmaßnahmen gerichtet, vor
allem wegen der Rettungspakete, die ihnen von diesen Institutionen ausgestellt
werden.
Was die Krise weiter verschärft, ist die Sehnsucht nach Unabhängigkeit
vieler wirtschaftlich blühender Regionen Europas. Auf dieser langen Liste
stehen unter anderem, folgenden Namen: die Region Venetien und der Lombardei in
Italien, Schottland, welches ein Teil Groβbritanniens ist, Katalonien in Spanien, Flandern in Belgien und Korsika in Frankreich.
Trotz des höchsten Beitrags, den diese Regionen auf
Grund ihres Wohlstands an die jeweiligen
nationalen BIP (Bruttoinlandprodukt) zahlen, sowie Steuererhebungen leisten, sind die Vorteile, Vergünstigungen und Entwicklungsprojekte,
die sie sich dafür verdienen, leider miserabel.
Dieses Missverhältnis nährt eine schon lange bestehende Unzufriedenheit
in diesen Regionen, die nun in lautstarken Forderungen nach Unabhängigkeit
schreit.
Kurz gesagt, kann der wirtschaftliche Niedergang in Europa nicht nur zum
Untergang der Eurozone führen, sondern
auch zu einer Abspaltung verschiedener Regionen und Provinzen von vielen
europäischen Ländern.
Zu diesem Zeitpunkt ist der US-Dollar bereits instabil geworden, die
Zukunft des Euros sieht auch unsicher aus.
Also deutet diese enorme Zunahme von
Arbeitslosigkeit und Armut, nicht zu vergessen die abnehmenden Wachstumsraten
der europäischen Volkswirtschaft, auf
einen Ausbruch einer weiteren Rezession hin, was nicht nur den Untergang
der Eurozone, sondern den Untergang ganz Europas bedeuten würde.
Es ist
erwähnenswert, dass vor dem Hintergrund dieser Ereignisse die indische Rupie
einen massiven Rückgang zu verzeichnen hat (mit 57,14
pro US-Dollar), dem US-Dollar gegenüber hat
die Rupie einen neuen Tiefstand erreicht.
Übersetzung Blogpost von Herrn Samirsinh Dattopadhye vom 11. Juni 2013 (http://aniruddhafriend-samirsinh.com/2013/06/10/european-economy)